Berufseignungstest für Interessenten am Fahrlehrerberuf (BET-F)

Artikel aus Newsletter Ausgabe 2, November 2007

Tanja KornBild: Tanja Korn

Seit Januar 2007 führt die DEFA-ZERT GmbH mit Sitz in Stuttgart im gesamten Bundesgebiet den von der Deutschen Fahrlehrer-Akademie e.V. (DFA) entwickelten Berufseignungstest für Fahrlehrer (BET-F) durch. Auftraggeber sind verschiedene Leistungsträger für berufliche Fortbildung, u.a. die Deutsche Rentenversicherung.

Mit dem BET-F kann ermittelt werden, ob ein Interessent die notwendigen Schlüsselqualifikationen besitzt, um die komplexe Fahrlehrerausbildung erfolgreich zu absolvieren und der anspruchsvollen Tätigkeit als Fahrlehrer gewachsen zu sein. Der BET-F ist ein für die Leistungsträger zweckvolles Instrument, um für den Fahrlehrerberuf geeignete Bewerber auswählen und damit öffentliche Förderungsmittel gezielt einsetzen zu können. Die Durchführung der Berufseignungstests ergab bisher interessante Ergebnisse, die vorerst einen Erfahrungsbericht aus der Praxis darstellen. Die statistische Erhebung und repräsentative Auswertung der Testergebnisse sind für 2008 geplant.

Alter und Schulabschluss: Ziemlich homogene Gruppe 

Hinsichtlich Alter und Schulabschluss bilden die von den Leistungsträgern zum Test angemeldeten Probanden eine ziemlich homogene Gruppe. Die meisten Kandidaten gehörten der Altersgruppe der 31- bis 40-Jährigen an und hatten als Schulabschluss die Mittlere Reife. Heterogen zeigte sich die Probandengruppe hinsichtlich der Berufsbiographien, da die unterschiedlichsten Ausbildungsberufe vertreten waren. Beim Einführungsgespräch wurde oft deutlich, dass viele nur eine vage Vorstellung von der anspruchsvollen Tätigkeit des Fahrlehrers besitzen. Ihre Motivation für den Fahrlehrerberuf sahen sie beispielsweise darin, dass sie ihre Arbeitszeit flexibel gestalten können; auch die Möglichkeit, permanent Auto fahren zu dürfen („was mir großen Spaß macht“), wird als Beweggrund genannt. Diese zum Teil unrealistischen Vorstellungen sind vermutlich darauf zurückzuführen, dass der Öffentlichkeit die hohen Anforderungen an den Fahrlehrerberuf leider immer noch nicht ausreichend bekannt sind.

Drei Subtests für näheren Aufschluss 

Im Anschluss an das Einführungsgespräch werden die Bewerber in den drei Subtests:

  • Schlussfolgerndes Denken
  • Textanalyse und Kurzvortrag
  • Situationsanalyse und Diskussion

geprüft. Bei den Subtests waren unterschiedliche Leistungsniveaus der Bewerber erkennbar. Während ca. die Hälfte der getesteten Kandidaten den BET-F bestanden hat, wurden bei den anderen Kompetenzdefizite deutlich, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Problemen bei der Fahrlehrerausbildung und auch bei der Ausübung des Fahrlehrerberufs führen würden.

Der erste Subtest „Schlussfolgerndes Denken“ stellt einen Intelligenztest dar, der u.a. numerische Fähigkeiten überprüft. Dabei fiel auf, dass einige Kandidaten Schwierigkeiten mit einfachen Grundrechenaufgaben hatten. Gerade aber mathematische Grundkenntnisse sind notwendig, um während der Fahrlehrerausbildung beispielsweise wichtige fahrphysikalische Zusammenhänge wie Anhalte-, Brems- und Überholwege erfassen und deren Bedeutung später auch den Fahrschülern plausibel erklären zu können.

Im zweiten Subtest „Textanalyse und Kurzvortrag“, mit dem Textverständnis, Textbearbeitung und Vortragsfähigkeit überprüft werden, wurden ebenfalls Schwächen deutlich. Einigen Kandidaten fiel es schwer, einen vorstrukturierten Text abschnittsweise zusammenzufassen und zentrale Aussagen wiederzugeben. Es gelang ihnen kaum, die wesentlichen Inhalte des Textes zu erfassen und Schwerpunkte zu setzen. Ungenügendes Textverständnis kann während der Fahrlehrerausbildung zu erheblichen Problemen führen, weil die Interpretation von Gesetzestexten und die Analyse pädagogischer Fachtexte wichtige Bestandteile der Fahrlehrerausbildung sind. Für eine gezielte Wissensvermittlung im Rahmen der Fahrschülerausbildung ist die Fähigkeit, Texte verstehen und analysieren zu können, unerlässlich.

Auch beim letzten Subtest „Situationsanalyse und Diskussion“ wurden Kompetenzdefizite deutlich, die die Fahrlehrerausbildung ernsthaft in Frage stellen. Bei der praxisnahen Diskussion kritischer Verkehrssituationen hatten einige Kandidaten Probleme, unterschiedliche Argumente gegeneinander abzuwägen und Schlussfolgerungen zu ziehen. Diese Fähigkeit ist aber eine wichtige Voraussetzung für die Fahrlehrerausbildung und die spätere Berufsausübung, um unterschiedliche Verhaltensweisen der Verkehrsteilnehmer unter rechtlichen, ethischen und Sicherheitsaspekten bewerten zu können.

Rechtzeitige Transparenz der Qualifikationsdefizite 

Die ersten Praxiserfahrungen haben gezeigt, dass durch den BET-F vorhandene Qualifikationsdefizite, die der Ausbildung zum Fahrlehrer entgegenstehen (wie Rechenschwierigkeiten, erschwertes Textverständnis und mangelnde Diskussionsfähigkeit) transparent werden; dies geschieht rechtzeitig, also bevor wichtige Entscheidungen über die Förderung oder den Antritt der Ausbildung getroffen werden. Somit ist der BET-F nicht nur für die von den Leistungsträgern angemeldeten Probanden, sondern auch für jeden anderen Interessenten am Fahrlehrerberuf eine Chance herauszufinden, ob er für diesen Beruf geeignet ist. Wer den BET-F besteht, hat gute Aussichten, die Fahrlehrerausbildung und die Fahrlehrerprüfung erfolgreich zu durchlaufen und im Fahrlehrerberuf dauerhaft Fuß fassen zu können.

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Zur Person

Tanja Korn, 31, ist Diplom-Pädagogin (Univ.) und seit 1999 als Lehrbeauftragte am Lehrstuhl für Erwachsenenbildung der Kath. Universität Eichstätt-Ingolstadt und als selbstständige Dozentin in der Erwachsenenbildung tätig. Als Mitglied des Fahrlehrer-Prüfungsausschusses in Baden-Württemberg und Lehrgangsleiterin für die Einweisung und Fortbildung von Seminarleitern (Aufbauseminare nach §§ 35 und 42 Fahrerlaubnis-Verordnung) sowie als Dozentin für Pädagogik in der Fahrlehrerausbildung hat Frau Korn profunden Einblick in das Aus- und Fortbildungswesen der Fahrlehrer erworben. Frau Korn ist seit Einführung des BET-F als Prüfungsbeauftragte tätig.

 

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